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Große Brassen lassen sich in Flüssen selbst bei sehr niedrigen Wassertemperaturen fangen. Friedfischexperte Steffen Kirchner verrät Ihnen, wie es geht.

Die Elbe, einer der größten Flüsse Deutschlands ist ein attraktives Gewässer, welches auch im Winter sehr vielversprechend ist. In der kalten Jahreszeit, wenn an Seen und kleinen Teichen, die Weißfische komplett in den Ruhemodus gekommen sind, ist es nahezu aussichtslos, hier noch ein paar erfolgreiche Stunden zu erleben.

Ganz anders kann es beim Feedern an einem großen Fluss sein. An bestimmten Abschnitten mit Buhnenfeldern sind im Winter immer noch Weißfische aktiv und zu fangen.

Bei einer genaueren Betrachtung bringt ein Buhnenfeld viele Vorteile mit sich gegenüber dem Strom oder der Rinne des Flusses.  Unterschiedliche Strömungsverhältnisse wie durch Kehrströmungen, bringen verschiedene Bereiche, die je nach Fischart und Jahreszeit dann unterschiedlich genutzt werden. Das bringt natürlich auch Struktur am Untergrund des Gewässers mit sich. So gibt es unterschiedliche Bereiche mit Ablagerungen, Lebensräume entstehen. Das Nahrungsangebot zwischen den Bereichen ist dann ganz unterschiedlich. Von schlammigen Untergrund über sandigem bis hin zu steinigem und mit Muscheln übersätem Boden, ist in einer Buhne alles zu Finden.

Interessant wird es jetzt gerade im Winter. Ruhige und vor allem tiefe Bereiche werden von den Fischen als Winterlager genutzt. Der Fisch hat bei den kalten Temperaturen den Stoffwechsel auf ein Minimum heruntergefahren. So ist er kaum aktiv, brauch wenig Energie. Schlussfolgerung die Nahrungsaufnahme ist relativ gering. Jetzt ist es daran Energie zu Sparen. Die ruhigen Bereiche der Buhne, wie es Beispielsweise in der Mitte eines Buhnenkessels der Fall ist, ist so ein Spot mit einer in den meisten Fällen vorhandenen Sandbank. Durch intensives Loten ertastet man Den Untergrund und ermittelt zugleich die Wassertiefe. Je nachdem wie stark das Elbwasser getrübt ist, stehen die Fische in den unterschiedlichen Tiefen. Vorzugsweise sind es tiefe Buhnen in denen sich die dicken Brassen und Güstern sammeln. In diesem Winterlager wird man jetzt fündig. Ist das Wasser eher klar sind die Fische in der Tiefe zu finden. Sollte durch Schmelz oder Regenwasser der Fluss eingetrübt sein, sind die Fische auch in flachere Bereichen anzutreffen.

Aufgrund der Größe der meisten Buhnen ist zwischen zwei Buhnenarmen, sprich der Buhnenkessel, die Sandbank problemlos mit der Feederrute zu erreichen. Ein entspanntes Fischen auch an so einem Fluss wie der Elbe. Anders ist es im Sommer, wenn die Großbrassen in der Strömung, an der Kannte, stehen. Dann sind schwere Körbe und starkes Gerät gefragt, was dem Angler dann einiges an Kraft abverlangt.

Zunächst stelle ich an meinem auserwählten Platz meine Kiepe auf. Nach dem Rutenaufbau folgen direkt ein paar Probewürfe um den Spot schon einmal abzutasten und zu sondieren. Wie ist die Bodenbeschaffenheit, wie lang Dauert die Absinkphase, gibt es Hindernisse wie Wurzeln oder Bäume.

Ich habe vor auf der Sandbank zu fischen. Wenn ich diese gefunden habe und die Entfernung abgelängt und eingeclipt ist, werde ich als erstes auf 90 Grad, also geradeaus auf 12 Uhr, vor mir fischen. Im Laufe der Zeit je nachdem wie der Platz sich entwickelt oder ob er keine Aktivitäten der Fische zeigt werde ich auf dieser Entfernung mal weiter nach links oder rechts wandern. Die Praxis hat gezeigt, dass zwar auf der gleichen Entfernung aber ein Verrücken um10m nach links oder rechts der Schlüssel zum Erfolg waren.

Bei meiner relativ großen Buhne habe ich auf 56m die Sandbank gefunden. Beim Wurf trifft der Futterkorb direkt vor der Strömungskannte ein. Dieser kommt dann beim Absinken in den ruhigen Bereich der Sandbank wo er folglich liegen bleibt. Je nachdem wie die Fische reagieren kann man statisch fischen, das heißt, der Korb bleibt an Ort und Stelle liegen. Eine weitere Möglichkeit man fischt mit einem etwas leichteren Futterkorb. Dieser rutscht dann leicht über den Boden und animiert den Fisch durch den bewegten Köder. Ich bevorzuge das statische Fischen in den Buhnen. Da ich im Vorfeld den Untergrund ausgiebig untersucht habe und einen sauberen Untergrund gefunden, möchte ich auch garantieren auch, dass der Korb sich in dem sauberen Bereich befindet. Würde der Korb wandern, lauf ich in die Gefahr, gerade bei einem steigenden Pegel, dass der Korb  mit Futter und Hakenköder im Dreck oder anderen Hindernissen rutscht. Folglich ist keine gute Köderpräsentation mehr garantiert und im Schlimmsten Fall kommt es durch Hänger zum Abriss.

Eine kleine Startfütterung mit 4 Mittleren Körben soll am Anfang genügen.

Mein Futter besteht aus einem Brassenfutter, beispielsweise 1kg Bream- Euro Mastermix, welches ich im Original so lasse. Ich verwende lediglich Speculatius als Additiv, um dem Futter noch ein zusätzlich, verstärktes Aroma zu verleihen. Etwas schwarze Farbe kommt hinzu, um das Futter aufgrund des jetzt klaren Wassers etwas abzudunkeln. Soweit, bis das Futter eine eher leicht grauliche Färbung bekommen hat. Diesen Mix verwende ich zu dieser Jahreszeit am häufigsten und es reicht 1kg Fertigfutter trocken für 2 Angeltrips vollkommen aus. Aufgrund der kleinen Körbe und den doch längeren Pausen zwischen den Bissen, kommt man zumeist mit einem halben Kilo an trockenes Fertigfutter meist aus. Um Zeit zu sparen, mache ich mein Futter mit Wasser zu Haus schon an um Zeit zu sparen, um das Futter in ein passives Verhalten zu bringen und zu guter Letzt friere ich die zweite Hälfte dann ein. So ist dann das fertige Futter, sogar mit der richtigen Bindung und Feuchtigkeit, für die zweite Session schon fertig.

Meine Köderauswahl ist auch recht übersichtlich. Ich verwende tote Maden, Caster und natürlich Würmer. Diese 3 Komponenten werden sowohl als Hakenköder als auch als Beigabe im Futter verwendet. In Maßen kommen die Köder bei der Startfütterung mit in den Korb. Ein kleiner Wurm mit 2 Caster oder eine Made soll den Fisch zum Anbiss bewegen.

In der Regel kommt jetzt ein  Sasame Wormer Haken der Größe 12 zum Einsatz. Theoretisch wäre sogar ein noch kleinerer Haken von Vorteil. Ich gehe am Fluss aber lieber auf Nummer sicher. Es hat sich gezeigt, dass im Drill der Verlust des Fisches, gerade was das Feedern am Fluss angeht, deutlich verringert wird. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit bei einem eher kleinen Haken von 14 oder kleiner, dass der Fisch ausschlitzt oder durch ein Hindernis im Wasser verloren geht.

Als Montage kommt eine Freilaufmontage zum Einsatz. Wer Zeit sparen möchte kann direkt auf eine Feeder Fertigmontage zurückgreifen. So spart man wieder Zeit und muss bei winterlichen Temperaturen keine Montagen bauen. Der Fisch spührt bei einer Freilaufmontage, beim Anbiss, ganz einfach den geringsten Widerstand und kann, bei einem Abriss, sich auch einfach vom Korb lösen.

So ist der Angelplatz angelegt und es heißt  jetzt warten. In einem Rhythmus von 8 Minuten wird der Korb immer wieder neu befüllt. Der Haken wird neu beködert und dort gilt es immer wieder neu anzubieten. War es eben noch der Wurm und Caster sind es jetzt der Wurm und die Made und später vielleicht 3 Maden Pur.

Wenn der Platz eine gewisse Ruhe ausstrahlt, es nach ca. 20Minuten noch kein Biss verzeichnet, werde ich dem Köder ein wenig Bewegung verleihen in dem ich in die Schnur fasse und gut einen Meter daran ziehe. Und hier gilt es jetzt zu achten und aufmerksam zu sein. Gerade große Fische reagieren auf solche Bewegungen und wie aus dem Nichts kommt der Einschlag in die Rute. An dieser Stelle zahlt sich dann der etwas größer gewählte Haken aus.

Das Gerät für den Fluss hat bei mir einen Standard. Mit einer Feederrute wie die Next Generation Hammer mit einer Länge von 4,20 Meter ist man bestenes gewappnet. Für das feedern in der Buhne ist eine Spitze von 2 OZ ausreichend. Als Kombination ist eine 6000er Rolle eine passende Größe gut abgestimmt.

Als Hauptschnur kommt eine 0,08mm starkes Geflechtt zum Einsatz, wovor ich eine 10 Meter lange Schlagschnur schalte.

Nach einer Zeit von 60Minuten und ohne einen Biss entscheide ich mich etwas weiter Stromauf zu fischen. Ich behalte die Entfernung bei aber werde auf 11Uhr einen auf der anderen Seite liegenden Baum anwerfen. Der Fisch ließ nach dem Wechsel nicht mehr lang auf sich warten und die Spitze verzeichnete den ersten Biss. Die Entscheidung den Platz zu wechseln war Gold richtig. Die erste Winterbrasse wandert so in den Unterfangkescher. Und das soll es nicht gewesen sein. Die Bisse werden tatsächlich immer deutlicher und es zeigt sich ein aktives Fressen.

Ein gutes Angeln mit dem Futterkorb im Winter kann es werden, wenn man sich im Vorfeld Gedanken macht, wo man den Fisch jetzt finden kann und sich in der Vorbereitung so organisiert, dass der Aufwand und die Arbeit für eine kurze Session gut im Verhältnis steht. Immer flexibel bleiben heißt die Devise. Ein stetiger Ködertausch und ein Platzwechsel nach einer Beißflaute, das der Köder einfach 10 Meter neben dem ersten Spot angeboten wird kann wahre Wunder bewirken. Die Fische sind zur kalten Jahreszeit launisch und eher zurückhaltend. Hat man diese aber gefunden, können sie trotzdem in eine regelrechten Fressrausch verfallen.

Meine Ansitzdauer von 3 Stunden reicht für 10 stattliche Brassen. Einfach wunderschön, gezeichnete Tiere, wobei jetzt schon der Laichausschlag zu erkennen ist. Wahnsinn.

Der Winter, in seiner Ruhe und Idylle. Der Schein trügt, denn die Natur schläft nicht und es gibt immer einen dicken Brassen, unschlagbar-einfach fantastisch.

 

Petri Heil wünscht Steffen Kirchner